Seit 2018 beschäftigt sich Christian F. Becker als Journalist und Homöopathie-Fan mit der Homöopathie auch als gesundheitspolitisches Thema und setzt sich öffentlich für ihre Verteidigung ein. Startpunkt des Homöopathiewatchblog war, als er wahrgenommen und recherchiert hat, dass es eine Gruppe von Homöopathie-Gegnern gibt, die eine Kampagne als Anti-Homöopathie-Lobby aufbaut. Seine These war 2018, dass diese Lobby das Thema erst in die sozialen Medien, dann in die Presse/Medien und dann in die Politik trägt, um der Homöopathie, den Therapeuten und den Patienten zu schaden. Und sechs Jahre später ist genau das passiert, wie das Anti-Homöopathie-Gesetz des Gesundheitsministers Karl Lauterbach vom Januar 2024 zeigt. Doch zum Glück hat sich die Homöopathie-Community in den letzten Jahren formiert und wehrt sich, wie die Bundestags-Petition zeigt.
In den letzten Jahren hat sich dieser Widerstandsgedanke gegen die Anti-Homöopathie-Lobby und -Politik auch bei vielen Therapeuten wie Heilpraktikern und Ärzten durchgesetzt. Und eine von ihnen hat ein Buch geschrieben, in dem es auch ausführlich um die Gegner der Globuli geht und warum es wichtig ist, sich gegen sie zu wehren.
Die Heilpraktikerin Monika Liegl hat ihre Erfahrung aus 30 Jahren Praxis, darunter auch viel Wissen über die Homöopathie, zusammengefasst (Titel: „Auf den Spuren der Homöopathie – Ein Resümee nach 30 Jahren Praxis“/BoD-Verlag/192 Seiten/ erschienen im Januar 2024). Ein extra Kapitel des Buches widmet sie den Gegnern der Homöopathie. Da Christian F. Becker es als Journalist und Homöopathie-Fan spannend findet, wie eine Therapeutin aus ihrem Praxisalltag heraus das Thema Homöopathie-Gegner einschätzt, hat er Frau Liegl interviewt. Hier das Gespräch:
Christian Becker: Sie widmen ein eigenes Kapitel dem Widerstand gegen Homöopathie durch Lobbys, Medien und Politik. Was sind für Sie als Therapeutin die wesentlichen Faktoren dieser Gegnerschaft gegen Globuli und für wie relevant schätzen Sie diese Gegner ein – mit Blick auf den zunehmenden Druck auf die Homöopathie durch die Gegner aber gleichzeitig unveränderter Vorliebe der Patienten für Globuli?
Monika Liegl: „In den früheren Jahren meiner Praxiszeit bin ich nicht dazu gekommen, mich mit den Hintergründen dieses ewigen Krieges zwischen Homöopathie und Schulmedizin zu beschäftigen, denn es ging mir in erster Linie darum, meinen Patienten zu helfen. Nun endlich habe ich mir die Zeit genommen, tiefer zu recherchieren.
Dachte ich am Anfang noch, es mit einer kleinen Gruppe von Homöopathie-Skeptikern zu tun zu haben, stellte ich nach näherer Beschäftigung damit erstaunt fest, dass sie größer ist, als ich dachte. Relativ unbemerkt hat sich über Jahren bereits im Hintergrund eine Bewegung formiert, die international aufgestellt ist und viele Namen trägt. Dachverband ist in Deutschland die GWUP, die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Sie ist in früheren Jahren schon mit ihrer Kampagne 10:23 aufgefallen. Dabei wurden Passanten aufgefordert, auf öffentlichen Plätzen eine „Überdosis“ Globuli zu schlucken, um deren Unwirksamkeit zu belegen. Die Sinnfreiheit dieser Aktionen führte dazu, dass sich immer weniger Menschen von den Skeptikern zu einer Beteiligung auffordern ließen.
Aber auch in der Politik und in den Medien hat die Bewegung offenbar Fuß gefasst. Die Medienlandschaft zeigt sich so einig darüber, dass Homöopathie unwirksam sei, wie es bei kritischem Journalismus nicht zu erwarten wäre. Auch gibt es kaum noch eine Partei, die nicht in irgendeiner Form gegen die Homöopathie arbeitet. Selbst die naturverbundene Partei „Bündnis 90 Die Grünen“ hat zwar nach langen Diskussionen von einem direkten Erstattungsverbot homöopathischer Medikamente Abstand genommen, drückt sich dabei aber so schwammig aus, dass eine starke Halbherzigkeit dahinter zu erkennen ist. Das große Loch im Budget der Krankenkassen lässt sich so – wie vordergründig als Grund für die Aktionen angegeben- gewiss nicht stopfen. Im Übrigen zahlen die Patienten Homöopathika meist aus eigener Tasche.
Im Jahr 2021 machten die homöopathischen Mittel mit 0,12 % der gesamten Arzneimittelkosten nur einen zu vernachlässigenden Teil aus. Deshalb sind die Gründe für das Erstarken der Antihomöopathie-Lobby an anderer Stelle zu vermuten. Ich nehme an, dass ein Grund darin besteht, dass sich viele Patienten, die sich alternativ behandeln lassen, dem gängigen Narrativ widersetzen, das mehr und mehr in Richtung Gesundheitsdiktatur läuft. Das freiheitliche Weltbild der homöopathisch denkenden Menschen scheint nicht kompatibel mit der derzeitigen Politik zu sein. Wer aus der großen Masse ausschert, ist nicht gut steuerbar. Das ist mehr und mehr unerwünscht und geht so weit, dass mittlerweile auch Homöopathen in die rechte Ecke gestellt werden. Gefährlich finde ich, dass die Skeptiker nicht öffentlich auftreten, sondern im Hintergrund arbeiten und von dort aus versuchen, die Deutungshoheit zu übernehmen.
Seit Gesundheitsminister Lauterbachs drittem Versuch, die Homöopathie aus dem Erstattungskatalog zu streichen, scheint es, dass man endgültig Tabula rasa mit der gesamten Branche der Homöopathen incl. der Heilpraktiker machen möchte. Ziel scheint es zu sein, die Homöopathie so lange als unwirksam zu diffamieren, bis sich nur noch wenige trauen, sie zu nutzen. Aus der Geschichte sehen wir aber, dass es trotz vieler Höhen und Tiefen in der Akzeptanz von Homöopathie nie gelungen ist, sie aus den Köpfen zu streichen. Mit meinem Buch möchte ich dazu beitragen, dass es auch jetzt nicht geschieht.“
Christian Becker: Ihnen ist es ein Anliegen, mit Ihrem Buch auch viele Heilpraktiker und Homöopathen auf die Gefahren durch die Homöopathie-Gegner hinzuweisen. Warum ist Ihnen dies wichtig?
Monika Liegl: „Wer täglich mit Patienten arbeitet, hat selten die Kraft oder Zeit sich zurückzulehnen und sich einen größeren Überblick über die beschriebenen Vorgänge im Hintergrund zu verschaffen. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, meine Kolleginnen und Kollegen an meinen Erkenntnissen teilhaben zu lassen, damit wir uns gemeinsam gegen Zustände im Gesundheitswesen wehren können, wie wir sie keinesfalls für uns und unsere Kinder haben wollen. Es geht neben einer freien Wahl der Therapie und der Arzneimittel auch um den Erhalt einer freien Impfentscheidung und darum, dass all diese Dinge in den Händen der Bundespolitik bleiben. Sie sollten nicht von einer WHO, die seit Jahren vor der Homöopathie warnt, bestimmt werden. Denn schließlich ist die WHO ein Gremium von unklarer Finanzierung und Zielsetzung – die uns auf direktem Weg in eine Gesundheitsdiktatur führen kann.
Zum Schluss möchte ich eine Frage in den Raum stellen: Könnte die Schulmedizin die Lücke schließen, wenn es die Homöopathie nicht mehr gäbe. Ich behaupte: „Nein!“ Es würde sich nichts an unserem schlechter werdenden medizinischen System verbessern, nur wäre die Welt noch etwas kälter geworden und die medizinische Versorgung würde in jeder Hinsicht weiter verkümmern.“
Christian Becker: Sie haben als Heilpraktikerin und Homöopathin ein Buch über ihre 30 Jahre Erfahrung mit der Homöopathie geschrieben. Was ist ihr Fazit in Kürze und wie können die Leser Ihres Buches von der Erfahrung profitieren?
Monika Liegl: „a) Mein Fazit: Während des 200jährigen Bestehens der Homöopathie gab es immer wieder Akzeptanzprobleme zwischen Schulmedizin und Homöopathie. In den letzten Jahren fällt jedoch auf, dass es eine stärker werdende Bewegung gegen die Homöopathie gibt, die längst in den Medien und auch in der Politik angekommen ist. Dies alles geschieht, während ca. 60 % der Patienten weiterhin Globuli und Co. gegenüber positiv eingestellt sind und sich diese Behandlungsoption zumindest offenhalten möchte.
Ich habe mich intensiv mit der aktuellen Studienlage beschäftigt, außerdem mit den neuesten Untersuchungen zum Placeboeffekt sowie mit den erstaunlichen Erfolgen der klassischen Homöopathie in den Zeiten der großen Epidemien. So fand ich bestätigt, was sich auch in mehr als 30 Jahren Praxisarbeit gezeigt hat: Homöopathie wirkt – und wie!
b) Profit für die Leser
Nachdem nun über viele Jahre das vermeintliche Ende der Homöopathie vorhergesagt wurde, wollte ich diesem permanent negativen Hintergrundrauschen Daten und Fakten und eine Menge empirischer Untersuchungen gegenüberstellen, die die Mainstream-Medien uns – entgegen ihrer eigentlichen Aufgabe – nicht mehr bieten. So kann sich jeder interessierte Mensch eine Meinung bilden. Daneben bekommen alle homöopathisch arbeitenden Therapeuten Argumente in die Hand, die sie nach Bedarf nutzen können. In meinem Buch liegt alles in kompakter Form vor – so wie ich es mir selbst zuvor gewünscht, aber nicht gefunden habe.“